VON EINEM VOGEL, DER STEINE BRAUCHT ZUM BRÜTEN, EINEM NICHTSCHWIMMER-FISCH UND EINEM ZIEMLICH GROSSEN RÄUBER
Die Kiesbänke und die Isar in Geretsried sind ein wichtiger Lebensraum für den stark im Bestand gefährdeten Flussregenpfeifer und andere selten gewordene Tiere. Auch Fische wie die kleine Koppe und der majestätische Huchen sind zwar selten geworden, aber hier noch zu Hause.
Hier bei Geretsried ist in unmittelbarer Nähe zur Stadt die Isar in ihrem Wildflusscharakter erlebbar. Durch das Mäandern und Ausbilden von Seitenarmen, durch das Mitbringen von steinigem Geschiebe und das regelmäßige Überspülen und Umlagern von Kiesbänken sorgt ein solcher Wildfluss für sehr spezielle Lebensräume. Durch das Zähmen der allermeisten Abschnitte unserer Alpenflüsse verschwanden die Flussauen und Kiesbänke und damit die Habitate für eine Vielzahl an spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist der Flussregenpfeifer. Seine europäischen Populationen sind mit dem Verschwinden der natürlichen Flussläufe dramatisch im Bestand zurückgegangen. Der kleine Zugvogel überwintert in Afrika, kommt aber für die Balz, das Brüten und die Jungvogelaufzucht zurück. Für das Gelege bevorzugen die Flussregenpfeifer Mulden, die sie zwischen den Steinen einer gut überschaubaren Kiesfläche anlegen – im Idealfall auf durch umfließendes Wasser vor Nesträubern geschützten, unbewachsenen Wildflusskiesbänken. Während der Brutzeit von April bis Juli werden die Flussregenpfeifer an der Isar leider oft von badenden Menschen und Hunden gestört, welche die Kiesflächen betreten – dabei ist das Betreten der Kiesinseln vom 15. März bis 10. August generell untersagt. Werden die Elternvögel irritiert, flüchten sie vom Gelege und es besteht die Gefahr, dass die gut getarnten, kleinen Eier zertreten werden. Verscheucht man die fütternden Elterntiere, kann es sein, dass die Jungvögel verhungern oder verdursten. Daher ist es wichtig, auf etwaige Beschilderungen zu achten, die auf brütende Paare des Flussregenpfeifers hinweisen und im Bedarfsfall von den Isarrangern aufgestellt werden. Bitte behalten Sie ihre Hunde im Naturschutzgebiet an der Leine und machen Sie auch ihre Kinder darauf aufmerksam. Die Lebensräume von Tieren wie dem Flussregenpfeifer sind nahezu verschwunden, sie können uns Menschen nicht mehr ausweichen.
Ähnlich verhält es sich mit manch unterwasserlebenden Tieren. Die Koppe beispielsweise ist ein Fisch, der hohe Ansprüche an die Wasserqualität und den Sauerstoffgehalt stellt. Außerdem braucht er ganzjährig eine recht niedrige Wassertemperatur und steinige Gründe. All das kann die Isar bieten und ist daher eines der selten gewordenen Habitate für diese Fische. Koppen haben keine Schwimmblase und sind somit äußerst schlechte Schwimmer. Daher verstecken sich diese grundelnden Fische tagsüber meist unter Steinen oder Totholz und werden erst nachts aktiv. Sie fressen Insektenlarven und Bachflohkrebse. Ihre Eier legen sie in kleine Gruben unter Kieselsteine. Bedroht werden sie an der Isar vor allem von unachtsamen Bootsfahrern, die ihre Boote über den Kies im Flachwasser ziehen. Da die Koppen stark gefährdet sind, sollten wir in den wenigen Rückzugsorten ihres Vorkommens unbedingt auf sie Rücksicht nehmen!
Majestätischer als die Koppe, aber nicht weniger im Bestand gefährdet, ist der Huchen. Dabei handelt es sich um einen Raubfisch, der eine Körperlänge von 1,50m und ein Gewicht von bis zu 30 kg erreichen kann. Er besitzt ein beeindruckend breites Maul und auffallend kleine Schuppen, die am Rücken braun-grün-grau und an seinen Flanken kupferfarben schimmern. Die erwachsenen Huchen halten sich vor allem in den tiefen Abschnitten von schnellfließenden, sauerstoffreichen, sauberen Flüssen wie der Isar auf. Für ihren Nachwuchs benötigen sie allerdings ruhigere, flache Seitenarme mit kiesigem Grund und Totholz-Verstecken. Leider gilt dieser besondere Fisch weltweit als gefährdet, da Uferverbauungen, Flussbegradigungen, keine oder zu kleine Fischtreppen, Wehranlagen und Wasserverschmutzungen seine Lebensräume vernichten oder den Weg zu den Laichplätzen versperren. Durch Zucht versucht man die Bestände dieser wertvollen Tiere zu erhalten. Auch der Huchen legt seine Eier im Kies ab, was zur Folge hat, dass übermäßiges und unvorsichtiges Bootfahren zur Zerstörung der Brut führen kann.
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Stadt Geretsried82538 Geretsried